Informationen und Indikationen für die Praxis
Prostatakarzinom
Multiparametrische MRT
Epidemiologie
Das Prostatakarzinom weist die höchste Inzidenz für maligne Erkrankungen des Mannes auf. Die Wahrscheinlichkeit an einem Prostatakarzinom während der Lebensspanne zu erkranken liegt aktuell bei 17 % (Lebenszeitprävalenz) bei 3 % Mortalität. Das Prostata-CA ist die dritthäufigste zu Tode führende maligne Tumorerkrankung des Mannes 1) (Stand: 2021).
Diagnostik
Klassische Untersuchungsmethoden der Prostata zur Früherkennung sind die rektale digitale Untersuchung der Prostata (DRU), der transrektale Ultraschall der Prostata mit ggf. Biopsie von ca. 10–12 Biopsiezylindern (TRUS-PE) und das Monitoring durch das prostataspezifische Antigen (PSA; cave: Trotz niedrigem PSA-Wert 4 ng/ml und unauffälliger DRU kann ein Prostata-CA in bis zu 25 % vorliegen). Das Prostatakarzinom wird histologisch nach Stanzbiopsie in das Gleason-Grading eingeteilt. Das histopathologische Ergebnis ist Grundlage für das nachfolgende Therapiekonzept.
Multiparametrische MRT
Das multiparametrische MRT bietet durch hochaufgelöste T2 gewichtete Bildgebung mit funktionellen MRT-Sequenzen, diffusionsgewichtete Bildgebung (DWI) und dynamische kontrastmittelgestützte Bildgebung (DCE) einen umfassenden Einblick in die Morphologie (Stroma, Volumetrie, u. a.) der Prostata und Scoring von Läsionen (PI-RADS). Durch die PI-RADS Klassifikation besteht ein standardisiertes Befundungsschema, in das alle drei MRT-Sequenzen (T2, DWI, DCE) einfließen. Die MRT gibt wichtige Informationen über die Morphologie und damit über das Tumorstadium (TNM-Klassifikation: Kapselüberschreitung, lokoregionäre Lymphknotenmetastasen, u. a.) sowie Aggressivität des Prostatakarzinoms (z. B. Korrelation mit ADC-Wert). Ein typisches Prostatakarzinom ist durch folgendes Befundungsmuster charakterisiert, die gekoppelt analysiert und korreliert werden vgl. Abbildung.
Durch eine Fusion der MRT-Bilder mit einer Ultraschall geführten Biopsie (MR/US-Fusionsbiopsie) oder direkte MRT-(in-bore) Biopsie (IB-GB) können die Läsionen sicher einer histologischen Sicherung zugeführt werden und/oder durch eine systematische TRUS-GB kombiniert werden. Die multiparametrische MRT als Verfahren zur Detektion eines klinisch-signifikanten Prostatakarzinoms weist die beste Genauigkeit bzw. höchste gepoolte Sensitivität von 0,91 (95 %-Konfidenzintervall: 0,83–0,95 2)) im Rahmen einer Metaanalyse auf. Nach der S3-Leitlinie (Stand 2018) wird zudem zu Beginn einer aktiven Überwachung eines Prostata-CA die multiparametrische MRT (mpMRT) empfohlen.
Fazit
Die Prostata-MRT ermöglicht eine Detektion von Primärtumoren und eine standardisierte Risikostratifizierung der Befunde im Rahmen der Vor- und Nachsorge. Eingeschränkt bleibt die Detektion von Lymphknotenmikrometastasen.
PI-RADS = Prostate Imaging Reporting and Data System
Literatur / Quellen:
1: Blondine D, Quentin M., Schimmöller, L (2016): Prostata-MRT und MRT gestützte Biopsie
Quelle: Prostata-MRT und MRT-gestützte Biopsie. UNI-MED Bremen, 1. Aufl. 2016.
2: Drost FH, Osses DF, Nieboer D, Steyerberg EW, Bangma CH, Roobol MJ, Schoots IG (2019) Prostate MRI, with or without MRI-targeted biopsy, and systematic biopsy for detecting prostate cancer. Cochrane Database Syst Rev. 2019 Apr 25; 4:CD012663.