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Fachinformationen
der Radiologie in Gießen
Prof. Dr. med. Lorenz Jäger

Informationen und Indikationen für die Praxis

Prostatakarzinom
Multiparametrische MRT

Epidemiologie

Das Prostatakarzi­nom weist die höch­ste Inzi­denz für maligne Erkrankun­gen des Mannes auf. Die Wahrscheinlich­keit an einem Prostatakarzi­nom während der Lebens­­­­­spanne zu erkranken liegt aktuell bei 17 % (Lebens­zeitprävalenz) bei 3 % Mor­tal­ität. Das Prosta­­ta-CA ist die drit­thäu­fig­ste zu Tode führende maligne Tumor­erkrankung des Mannes  1) (Stand: 2021).

Diagnostik

Klas­sis­che Unter­suchungsmeth­o­d­en der Prosta­ta zur Früherken­nung sind die rek­tale dig­i­tale Unter­suchung der Prosta­ta (DRU), der tran­srek­tale Ultra­schall der Prosta­ta mit ggf. Biop­sie von ca. 10–12 Biop­siezylin­dern (TRUS-PE) und das Mon­i­tor­ing durch das prostataspez­i­fis­che Anti­gen (PSA; cave: Trotz niedrigem PSA-Wert 4 ng/ml und unauf­fäl­liger DRU kann ein Prosta­­ta-CA in bis zu 25 % vor­liegen). Das Prostatakarzi­nom wird his­tol­o­gisch nach Stanzbiop­sie in das Glea­­son-Grad­ing eingeteilt. Das histopathol­o­gis­che Ergeb­nis ist Grund­lage für das nach­fol­gende Ther­a­piekonzept.

Multiparametrische MRT

Das mul­ti­para­metrische MRT bietet durch hochaufgelöste T2 gewichtete Bildge­bung mit funk­tionellen MRT-Sequen­zen, dif­fu­sion­s­gewichtete Bildge­bung (DWI) und dynamis­che kon­trast­mit­telgestützte Bildge­bung (DCE) einen umfassenden Ein­blick in die Mor­pholo­gie (Stro­ma, Vol­ume­trie, u. a.) der Prosta­ta und Scor­ing von Läsio­nen (PI-RADS). Durch die PI-RADS Klas­si­fika­tion beste­ht ein stan­dar­d­isiertes Befun­dungss­chema, in das alle drei MRT-Sequen­zen (T2, DWI, DCE) ein­fließen. Die MRT gibt wichtige Infor­ma­tio­nen über die Mor­pholo­gie und damit über das Tumorsta­di­um (TNM-Klas­si­­fika­­tion: Kapselüber­schre­itung, loko­re­gionäre Lym­ph­knoten­metas­tasen, u. a.) sowie Aggres­siv­ität des Prostatakarzi­noms (z. B. Kor­re­la­tion mit ADC-Wert). Ein typ­is­ches Prostatakarzi­nom ist durch fol­gen­des Befun­dungsmuster charak­ter­isiert, die gekop­pelt analysiert und kor­re­liert wer­den vgl. Abbil­dung.

Durch eine Fusion der MRT-Bilder mit ein­er Ultra­schall geführten Biop­sie (MR/US-Fusion­s­biop­sie) oder direk­te MRT-(in-bore) Biop­sie (IB-GB) kön­nen die Läsio­nen sich­er ein­er his­tol­o­gis­chen Sicherung zuge­führt wer­den und/oder durch eine sys­tem­a­tis­che TRUS-GB kom­biniert wer­den. Die mul­ti­para­metrische MRT als Ver­fahren zur Detek­tion eines klin­isch-sig­nifikan­ten Prostatakarzi­noms weist die beste Genauigkeit bzw. höch­ste gepoolte Sen­si­tiv­ität von 0,91 (95 %-Kon­fi­den­z­in­ter­vall: 0,83–0,95 2)) im Rah­men ein­er Meta­analyse auf. Nach der S3-Leitlin­ie (Stand 2018) wird zudem zu Beginn ein­er aktiv­en Überwachung eines Prosta­­ta-CA die mul­ti­para­metrische MRT (mpM­RT) emp­fohlen.

Prostata MRT - Prostatakarzinom Multiparametrische MRT. Früherkennung und Vorsorgeuntersuchung Prostatakrebs beim Radiologen
Fazit

Die Prosta­­ta-MRT ermöglicht eine Detek­tion von Primär­tumoren und eine stan­dar­d­isierte Risiko­stratifizierung der Befunde im Rah­men der Vor- und Nach­sorge. Eingeschränkt bleibt die Detek­tion von Lymph­knoten­mikro­metastasen.

PI-RADS = Prostate Imag­ing Report­ing and Data Sys­tem

Lit­er­atur / Quellen:
1: Blon­dine D, Quentin M., Schim­möller, L (2016): Prosta­­ta-MRT und MRT gestützte Biop­sie
Quelle: Prosta­­ta-MRT und MRT-gestützte Biop­sie. UNI-MED Bre­men, 1. Aufl. 2016.

2: Drost FH, Oss­es DF, Nieboer D, Steyer­berg EW, Bang­ma CH, Roobol MJ, Schoots IG (2019) Prostate MRI, with or with­out MRI-tar­get­ed biop­sy, and sys­tem­at­ic biop­sy for detect­ing prostate can­cer. Cochrane Data­base Syst Rev. 2019 Apr 25; 4:CD012663.

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